In ihrer vierten Einzelausstellung in der Galerie Pamme-Vogelsang wird Nele Ströbel die Räume in ein >Medusenfloss< verwandeln. Die Bildhauerin lebt und arbeitet in Berlin und München. „Um … die Inspiration der gegensätzlichen Städte … in die Arbeitswirklichkeit des künstlerischen Schaffens einfließen zu lassen braucht es vielerlei Kommunikationsnetze, Planzeichnungen und Behältnisse. Diese treffen in den Räumen der Galerie Pamme-Vogelsang wie auf einem Floß zusammen“, so das Ausstellungskonzept der Künstlerin.

 

medusennetze und bilderZentrales Exponat der Ausstellung ist eine große isometrische Planzeichnung auf Textil mit Darstellungen zur Fortbewegung / Mobilität. Neben klassischen Bodenlabyrinthen sehen wir da z.B. die Schuhe des Papstes, die Franciscus 2015 in Solidarität mit den Protesten zum Weltklimagipfel nach Paris geschickt hat, wir sehen Ansichten von Innenräumen, Wege, verschiedene Kreis-segmente. Die Zeichnung steht in direkter räumlicher Beziehung zu verschlungenen Terrakottageflechten, Linoldrucken und mit Artefakten gefüllten Miniaturcontainer aus weißer Terrakotta.

 

ganzer raumDas „Nomadentum“ hat für Nele Ströbel viele Dimensionen. Das umfasst auch eine Installation mit Schuhleisten aus einer orthopädischen Werkstatt, die sie wieder zu >gesunden Füssen< zurückgeschnitzt und deren Bohrungen sie mit rotem Wachs verschlossen hat. Dazu zeigt Nele Ströbel im Medienkoffer Videos mit Interviews zum „emotional mapping“ und Bilderloops mit den unzähligen an den Stränden der Welt angeschwemmten Schuhen.

 

Nele Ströbel schöpft in ihren Arbeiten immer aus ihrer eigenen Erlebniswelt. Dabei ist der Paradigmenwechsel zwischen privatem und öffentlichem Raum Kernthema ihrer multimedialen Installationen. Sie weitet den Blick aus dem persönlichen Empfinden und Erleben des mobilen Daseins in die Vergangenheit und die gesellschaftspolitische Gegenwart und transformiert ihn in ästhetische Kunstwerke, deren Komplexität neue Assoziationen erlauben und provozieren. Die Kunst von Nele Ströbel fordert auf, Dinge / Sachverhalte / Verwerfungen neu zu denken. In ihren Installationen dekonstruiert sie und bringt einzelne Aspekte ordentlich durcheinander. Sie schenkt dem Betrachter Mut, Bekanntes neu zu bedenken und Verwerfungen zu überwinden.

 

medusenproduktionAls Bildhauerin interessiert sich Nele Ströbel wenig für Gattungsgrenzen. Sie versteht ihr künstlerisches Schaffen als ein Handeln im Diesseits, in der Welt vor dem Spiegel und vor dem Bildschirm. Ihre künstlerischen „Aggregatzustände“ entstehen und werden erfahrbar im gegenwärtigen Raum, im Raum des faktisch- politischen Jetzt.

 

Am 25. September um 18 Uhr führt Herr Dr. Guido Schlimbach (Kunststation-Sankt Peter Köln) ein Künstlergespräch mit Nele Ströbel.

Abbildungen: Ausstellungsimpressionen; © Nele Ströbel/VG Bild-Kunst, Bonn, 2018; © Gudrun Pamme-Vogelsang, 2018

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