Nach ihrer Ausbildung zur Steinbildhauerin studierte Lioba Wagner (*1986) bei Walter Dahn an der HBK in Braunschweig und bei Hubert Kiecol an der Akademie in Düsseldorf. Ihre Arbeiten überzeugen unmittelbar durch bestechende Klarheit und formale Dichte.
Lioba Wagner arbeitet mit hölzernen Fundstücken, die sie reduziert, im Raum ausrichtet und auch mit anderen Materialien, zum Beispiel Stahl, Kupfer, Gummi, in neue Bezugsysteme stellt. Ihr minimalistischer Ansatz inkludiert und pointiert komplexe Fragestellungen der Kunst ebenso wie der Natur.
Die Ausstellung versammelt Skulpturen, Wandobjekte und Frottagen. Mit dem Ausstellungstitel „Abschnitt“ konnotiert die Künstlerin auch die Geste des Abzählens und damit das Phänomen der gegliederten, abgegrenzten Zeit. Die hölzernen Fundstücke stehen so für eine >abgezählte Zeit<, die festgehalten wird, um die zu Kunstwerken transformierten Stücke vor dem weiteren Zerfall zu retten und zu bewahren. Mit ihren Werktiteln wie z.B. „Brüder“, „Alte Liebe“, „halb und halb“ erweitert Lioba Wagner den Resonanzraum und das Spektrum der Assoziationen, welche den Kunstfreund leiten mögen. Dessen ungeachtet übernimmt jedoch die erste, starke sinnliche Wahrnehmung die Führung. So fühlt sich der Betrachter unmittelbar in Wagners Suchen und Finden der Waldstücke einbezogen und steht überrascht und staunend vor dem mit kraftvoller Künstlerinnenhand geordneten >Naturereignis<.
Die Arbeiten der Künstlerin stehen im Spannungsfeld einer neopositivistischen Romantik und der dekonstruierten, desillusionierten Naturverbundenheit.
Am 22. Juni 2016 findet um 19 Uhr in der Galerie das Künstlergespräch mit Lioba Wagner statt.