Papier ist das Material, mit dem sie sich experimentierend der Herausforderung dieses Themas gestellt hat. Bis zu ihren jüngsten Arbeiten bildet Papier den wichtigsten Werkstoff der Künstlerin. Handgeschöpft, mit dem Graphitstift bearbeitet, zu zweidimensionalen Collagen oder dreidimensionalen Raum-Objekten gefügt, sind die Werke dem stofflichen Prinzip, der Faserstruktur des Papiers unterworfen. Dabei überträgt Reese-Heim die Materialqualität auf die künstlerische Form ihrer Objekte, die gleichermaßen geschlossen und offen erscheinen, wie z.B. in den Arbeiten „Kegel, Mantellinie, Figur“.
Kein Medium ist mit Papier so eng verbunden wie das Buch. Unabhängig von der äusseren Gestalt, sei es als hochwertiges ´Künstlerbuch`, oder als einfaches Taschen-buch, haben sie alle eins gemeinsam: sie bergen Botschaften in ihrem Inneren – als geschriebene Texte oder Zeichen. In ihren Buchobjekten interpretiert Reese-Heim die vielschichtigen Assoziationen, die mit dem Medium Buch verbunden sind, neu. Dabei bleibt das Material und der Charakter des Ausgangsobjektes grundsätzlich unangetastet. Und doch weiß sie Material und Objekt (unter anderem mit Wachs) so zu bearbeiten, dass das Ergebnis, wie z.B. in den Serien „Versiegelte Schriften“ und „Fußnote“, weit über das ursprüngliche Objekt hinausweist. Dabei verdichten sich die Buchobjekte von Reese-Heim zu originären ´Geistigen Behältnissen`.
Der enge Zusammenschluss von Material, stofflicher Qualität und Form, mit der künstlerischen Idee, zeichnet gleichfalls ihre Arbeiten aus, die aus anderen, vornehmlich industriell-synthetisch gewonnenen Materialien bestehen. Die fragilen Geflechte der Rauminstallationen „Geschlossenes System“ oder „Tetralogie“ aus Chromnickelstahl und PVC bzw. Kupfer und GFK (Epoxydharz) geben durch ihre Transparenz den Blick ins Innere der Hohlkörper frei. Rundstäbe durchdringen und umfassen die Metallgewebe und setzen so zusätzlich zeichnerische Akzente.
Obwohl diese „diaphanen Raumkörper“ aus industriellen Materialien bestehen, sind sie doch den Prinzipien der belebten Natur nachempfunden. Mit ihrer Transparenz machen sie die Leere, Löcher und Spalten sichtbar, aber auch den realen Raum, in dem die Objekte sich befinden. „In meinen transparenten Arbeiten durchdringt Raum Raum, bzw. Lichtraum“, so beschreibt Dorothea Reese-Heim, das künstlerische Ereignis.