Die Männergruppen in den Werken von Joanna Price scheinen zu schweben, ungeachtet konventioneller Perspektiven. Isoliert voneinander wirken die Männer wie kleine Porzellanfiguren. Jede der ´Ming-blauen` Gruppen erinnert zunächst an das Design auf einem Willow Pattern Teller. Doch lassen sich auch Parallelen zur mittelalterlichen Kunst und den Erzählrhythmen z.B. auf Wandteppichen und in der Buchmalerei entdecken.

 

Als junge Künstlerin war Joanna Price fasziniert von der griechischen Vasenmalerei mit ihren klaren standardisierten Bildprogrammen, den vorbildhaften Geschichten und Heldensagen. Die gemalten Geschichten von Price bleiben aber unklar, die Protagonisten meist unkenntlich. Price studiert Typologien und Verhaltensmuster, die Geschichten hierzu muss der Betrachter selbst erfinden.

 

Obwohl sich manche Titel der Künstlerin auf Orte wie Millwall beziehen, wo regelmäßig Hooligan Auseinandersetzungen stattfinden, ist Ihre Arbeit ganz und gar nicht dokumentarisch, soziologisch oder gar feministisch anzusehen. Die Gemälde von Joanna Price haben ebenso wenig mit dem Thema Männergewalt zu tun wie Degas Tänzer mit Ballett. Aufgrund der emotionalen Aufladung und Unmittelbarkeit bevorzugt die Künstlerin die Darstellung von Gewalt gegenüber anderer dynamischer Bewegungsabläufe, wie man sie vom Sport oder Tanz her kennt. Joanna Price gelingt es in ihrer Malerei Gewalt darzustellen ohne dabei in der Anklage stecken zu bleiben. Ihre einzigartige Bildstrategie führt aus der Betroffenheit heraus und ermöglicht so einen ironisch distanzierten Blick auf ihre Bilderwelten.

 

Joanna Price, * 1956 (Irland) - 2014 (UK), absolvierte 1982 die City and Guilds of London Art School mit einem Abschluss als Bildhauerin. Später erhielt sie ein Stipendium für die New York Studio School. Im Jahr 1990 zeigte Joanna Price ihre erste Einzelausstellung als Malerin in der Anna Bornholt Gallery in London. In Deutschland ist ihre erste Einzelausstellung 2005 in der Galerie Michael Heufelder, München, zu sehen. Sie beteiligte sich u.a. an den Gruppenausstellungen Migrant Artists Council Biennale, St. Petersburg (2001), Paintings for hospitals, The Saatchi Gallery, London (2002), “Zurück zur Figur", Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München (2006).

 

Werke von Joanna Price befinden sich in öffentlichen Sammlungen, z.B.: Unilever, State Street Bank, Cinven, Hambros Bank, Sierra Serapion, Puerto Rico, Norddeutsche Landesbank, Nancy Balfour Collection, The Inland Revenue, Rugby County Council, Robert Webster, Arthur Anderson, The Arts Council of Great Britain.

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