Was zunächst auf der Leinwand chaotisch ausschaut, zeigt sich bei näherem Hinsehen als ein hoch konzentrierter experimenteller Akt, eine “Suche nach Kontrolle, nach einem Gleichgewicht zwischen dem Zufall der Situation und der Beherrschung derselben“, wie es Frederik Van Laere treffend beschreibt. Der Werktitel „Méthodique maltraitée“ bringt die Anstrengung des Künstlers und die den Bildern innewohnende Kraft auf den Punkt.

Die Gemälde von Bart Vandevijvere sind abstrakte Kompositionen, die - mit den Mitteln der Malerei zeitgenössische und experimentelle Musik, Improvisation und Jazz zu ergründen sucht. Dabei geht es dem Maler nicht darum das Gehörte sichtbar zu machen. Vandevijvere untersucht Phänomene – die Entstehung des Tons, den fortwährenden Klang des Tons und Komposition verschiedener Töne. Er versetzt sich im Malprozess in die Arbeitsweise der Komponisten und Interpreten hinein. Dabei entstehen – parallel zur Musik – autonome Gemälde, die nur dem Sehen verpflichtet sind.

In einem ersten Arbeitsprozess trägt der Künstler sehr impulsiv die ersten Grundfarbtöne auf. Anschließend wird dieser erste Farbauftrag in einer bewussten und kalkulierten Arbeitsweise manipuliert – der Farbverlauf strukturiert, retuschiert und durch Bewegung der Leinwand die Fließrichtung der Farbe verändert. Es ist ein Malprozess mit ganzem körperlichem Einsatz. Dabei arbeiten die physischen Kräfte des Malers mit und gegen das eingesetzte Material – der Acrylfarbe, Wasser und Medium auf der Leinwand. Gleich einem Tänzer entsteht die Farbbewegung auf der Leinwand in dichtem mentalem Austausch zur gehörten Musik.

Das rhythmische Regelwerk der Musik ist die Basis für die Malerei Bart Vandevijveres. Zufall, Bewegung, Zeit und Raum sind wesentliche Eigenschaften der modernen Musik die Vandevijvere auf die Malerei überträgt. Sowie bestimmte Musiker und Tondichter die Erscheinung Ton in minimalistischer Manier erkunden, greift Vandevijvere in die Phänomene Farbe, Linienführung, Faktur und Textur ein.