Johnny Friedlaender

Gotthard Joachim (Johnny) Friedlaender (1912 – 1992) hat die Farbradierung „modernisiert“ und revolutioniert, indem er diese traditionelle Technik in die Jetztzeit führte. Ihm ist es zu verdanken, dass viele Künstler die Radierung kennen- und schätzen lernten.

Friedlaender wurde bereits mit 16 Jahren an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau und war Meisterschüler des „Brücke“ Künstlers Otto Mueller sowie des Vordenkers der „Neuen Sachlichkeit“ Carlo Mense. Um seinen Zugang zur Universität zu erhalten, hatte er seine Geburt vordatiert.

1930, nach dem Tod von Otto Mueller, war er nach Dresden umgezogen, wo er nicht nur die Kunst von Caspar David Friedrich kennen lernte, sondern sich auch der Kommunistischen Partei und dort der „Agit-Prop-Gruppe“ um Traut Helwig anschloss. Während eines längeren Aufenthalts in Berlin macht er Bekanntschaft mit dem „Bauhaus“, mit Oskar Schlemmers „Triadischen Balett“, Otto Kokoschka, Paul Klee, Ernst Ludwig Kirchner. Zurück in Dresden lernt er 1932 seine künftige Frau, die Schauspielerin Helfrida (Fid) Wenzel kennen, mit der er, zusammen mit weiteren Freunden, eine Theatergruppe gründet. Er entdeckt die Kunst von Otto Dix und Käthe Kollwitz.

Anfang 1933 wird er als Regimegegner auf der Festung Hohenstein interniert, im Dezember dann jedoch wieder entlassen, ohne dass ihm ein Prozess gemacht worden wäre. Noch bis 1935 bleibt er in Dresden, dann flüchtet er nach Breslau. 1936 dann flieht er nach Frankreich, wo er aber nicht lange bleiben darf und sich deshalb nach Den Haag und anschließend nach Rotterdam begibt. In Den Haag hat er eine erste bedeutende Ausstellung mit Radierungen und Aquarellen im „Haus des Friedens“.

Seit Mitte 1937 hält er sich mit einem zeitweiligen Visum wieder in Paris auf und arbeitet als Illustrator bei diversen Zeitschriften. 1939 verhaftet, erlebt er turbulente Jahre in denen es ihm immer wieder gelingt zu fliehen, nur um dann wieder erneut gefasst zu werden. Nach Kriegsende lässt er sich in Paris nieder und erhält 1950 die französische Staatsbürgerschaft.

Die Folgejahren sind von großen Ausstellungsteilnahmen gekrönt – 1951 die Triennale in Mailand und die Ausstellung Moderne Kunst in Tokio, 1955 die Biennale in Sao Paulo und die 1. Internationale Grafikausstellung in Ljubljana, 1957 die Biennale von Venedig. Friedlaender wird auch in den USA entdeckt und zeigt Arbeiten in Ausstellungen in Cincinnati, Cleveland. New York, San Francisco und Washington, D.C.

Ein Lehrauftrag der UNESCO für die Etablierung einer Radier-Schule brachte Friedlaender 1959 nach Rio de Janeiro.

Große Ehrungen für Friedlaender waren u.a. die Verleihung des Bundesverdienstkreuz 1. Klasse 1969, die Ernennung zum Officier des Artes et des Lettres 1978 und des Lovis-Corinth-Preise 1982.

Einige Lebensdaten:
1928 – 1930 Studium an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau bei Otto Mueller und Carlo Mense
1930  Umzug nach Dresden; Beitritt zur Kommunistischen Partei
1933  Verhaftung
1935  Emigration in die Tschechoslowakei
1937  Parisreise, Illustrator für die Wochenzeitschrift „Marianne“
1944  Radierzyklus „Images du malheur“
1950  Erlangung der französischen Staatsbürgerschaft
1951  Teilnahme an der Triennale in Mailand
1955  Teilnahme an der Biennale von Sao Paulo
1956  Ausstellungen in Paris und den USA
1958  Teilnahme an der Biennale von Venedig
1959  Lehrauftrag der UNESCO am Museum für Moderne Kunst in Rio de Janeiro
1969  Verleihung des Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
1978  Ernennung zum Officier des Artes et des Lettres
1980  Retrospektive im Albertinum / Dresden
1982  Verleihung des Lovis-Corinth-Preis

Werke