Ernst Moritz Engert

Während sich Ernst Moritz Engerts (1892 – 1986) Augenerkrankung Anfang der 1960er Jahre so sehr verschlimmert hatte, dass er nur noch auf einem Auge und in sehr kurzer Distanz scharf sehen konnte – die Fähigkeit, Farben zu sehen hatte er zu der Zeit schon lange verloren – begann er, frühere Scherenschnitte im Siebdruck neu heraus zu geben. (Um die Geschichte zu Ende zu erzählen: in den 1970er Jahren konnte bei ihm durch zwei Augenoperationen die Sehkraft und die Fähigkeit, Farben zu sehen, wiederhergestellt werden.)

 

Ernst Moritz Engert wird als zweites Kind der Lehrerin / Journalistin Hedwig Engert und des aus Hadamar stammenden kunstsinnigen Kaufmanns / Bankiers Moritz Engert 1892 in Yokohama (Japan) geboren. 1900 kehrten die Eltern nach Deutschland zurück. Inspiriert von einem Scherenschneider auf dem Jahrmarkt in Rinteln entdeckte Engert 1907 seine Leidenschaft für den Scherenschnitt und beschloss, Künstler zu werden.

 

Die Scherenschnitttechnik beherrschte Engert schnell. Es genügte ihm nicht, Schattenrisse abzubilden. Vielmehr vermochte er es, mit seinen Scherenschnitten den persönlichen Charakter der Personen und Tiere einzufangen und darzustellen, sie in ihrer individuellen Lebendigkeit zu zeigen.

 

1908, als seine Eltern zurück nach Hadamar zogen, ging Engert nach München, studierte – als Boheme eher sporadisch – bei Wilhelm von Debschitz (1871 – 1948) und sammelte Bekanntschaften und Erfahrungen. 1911 zog Engert nach Berlin, später dann bis zu Beginn des ersten Weltkriegs pendelt er zwischen Berlin, München, Leipzig und Bonn. Er pflegte enge Freundschaft mit dem expressionistischen Literaten Georg Heym ((1887 – 1912), dem der Anarchie zugeneigten Schrifsteller Karl Otten (1889 – 1963) und dem expressionistischen Literaten Jakob von Hoddis (1887 – 1942).

 

In Leipzig war Eggert Mitglied des Stammtisch „Wilhelms Weinstube“, dem u.a. auch die expressionistischen Schriftsteller Walter Hasenclever (1890 – 1940) und Kurt Pinthus (1886 – 1975) sowie der Verleger Ernst Rowohlt (1887 – 1960) angehörten. In München pflegte Eggert die Freundschaft mit z.B. dem expressionistischen Dichter und späteren Minister für Kultur in der DDR, Johannes R. Becher (1981 – 1958), der (u.a. gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann Hugo Ball und Hans Arp) Mitbegründerin des Dadaismus, Emmy Hennings (1885 – 1948) und dem Verleger Heinrich F.S. Bachmair (1889 – 1960) und in Bonn verkehrte er u.a. mit dem Dadaisten / Surrealisten Max Ernst (1891 – 1976), dem „Rheinischen Expressionisten“ Franz Henseler (1883 – 1916) und August Macke (1887 – 1914), mit denen er 1913 an der ersten „Ausstellung des Rheinischen Expressionismus“ im Kunstsalon Cohen teilnahm.

 

Im ersten Weltkrieg wurde Engert verwundet und diente ab 1917 an der Künstlerischen Figurenbühne des 1. Ersatzbataillons des 2. Bayerischen Infanterieregiment, wo seine Leidenschaft für Bühne und Schattenspiel wieder erwachte. Er schuf Scherenschnitte als Vorlagen für Schattenspielfiguren und erstellte Scherenschnitte, in denen er Theaterszenen festhielt und die bei Rezensionen in der Tagespresse veröffentlicht wurden.

 

1972 wurde Engert das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

 

Engert ist mit seinen Arbeiten in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, das August Macke Haus in Bonn verfügt z.B. über eine umfangreiche Sammlung seiner Portraitsilhouetten. Dauerausstellungen seiner Arbeiten zeigen das Stadtmuseum Hadamar und die Kunstsammlungen der Stadt Limburg an der Lahn.

Werke