Francois Morellet

In seinen druckgraphischen Arbeiten zeigte sich François Morellet (1926 – 2016) als radikaler Reduktionist und verzichtete auf jegliche unnötige Akzentuierung – seine Blätter haben keine (leeren) Blattränder, sondern sind vielmehr gänzlich von seinen geometrischen Systemen bedeckt. Dabei setzt er einerseits auf strenge Objektivierbarkeit – andererseits aber auch auf Unordnung und Zufall, denen er bewusst Raum gibt.

 

Morellet hat sich der Kunst vorwiegend als Autodidakt genähert, der nur gelegentlich Malunterricht nimmt. Er malte Landschaften und Stillleben, experimentierte mit stilisierten Bildelementen und sah sich als abstrakter Maler, bevor er Mitte der 1950er Jahre begann, sich mit dem Bildfeld selbst zu beschäftigen. Hier entdeckte er für sich eine Bildstruktur, die über das Bild bis ins Unendliche hinausreicht und deren Systemen bzw. Gestaltungsprinzipien eine grenzenlose Universalität zukommt.

 

In seinen Anstrengungen, neue Materialien als künstlerische Ausdrucksmittel zu erschließen, beginnt Morellet ab ca. 1963 damit, Neonröhren zu bearbeiten, ihre Materialeigenschaften zu erforschen und ihre Leuchtkraft in visueller Kunst zu nutzen. 1964 nahm Morellet in der Abteilung „Licht und Bewegung“ an der documenta III in Kassel teil. 1968 stellte er sich auf der 4. Documenta und 1977 auf der documenta 6 als Einzelkünstler vor, 1970 war er Teilnehmer an der Biennale in Venedig.

 

Nur konsequent führten Morellet seine Licht-kinetischen Arbeiten zu einer Beschäftigung mit Raum und Architektur. Er schuf Skulpturen für den öffentlichen Raum (z.B. in Paris La Défense, im Park des Kröller-Müller-Museum (Otterlo / NL)) und schuf 1992 eine Kulmination seiner Arbeiten, indem er alle bisher von ihm verwendeten Materialien in einem Kunstwerk zusammen brachte. Sein „Relâche n1“ bringt Neonröhren, Stahl, Leinwände … in einer künstlerisch und nach den Gesetzen des Zufalls gestalteten Unordnung zusammen und zeigt einmal mehr den subtilen, dadaistischen Humor, der in fast allen Arbeiten von Morellet aus dem Hintergrund hervorschimmert.

Werke