Hanna Nagel

Der Hanna-Nagel-Preis fördert zeitgenössische bildende Künstlerinnen im Alter über 40 Jahre im Regierungsbezirk Karlsruhe und wurde 1998 von den fünf kunstbegeisterten Karlsruher Präsidentinnen gestiftet: Margareta Barth (Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg), Hildegard Gericke (Polizeipräsidentin Karlsruhe), Gerlinde Hämmerle (Regierungspräsidentin des Regierungsbezirks Karlsruhe), Heike Haseloff-Grupp (Präsidentin des Landessozialgerichts Baden-Württemberg) und Prof. Dr. Jutta Limbach (Präsidentin Bundesverfassungsgericht). Später erweiterte sich der Kreis der Stifterinnen um: Andrea Heck,(Präsidentin der Oberfinanzdirektion Karsruhe), Christine Hügel (Generalstaatsanwältin), Nicolette Kressl (Regierungspräsidentin) und Bettina Limperg (Präsidentin des Bundesgerichtshof).

Die Namensgeberin des Preises, Hanna (Johanna) Nagel (1907 – 1975) hat als Illunstratorin, Zeichnerin und Malerin gearbeitet. Sie wird der Neuen Sachlichkeit zugerechnet, ihr dominierendes Thema war die weibliche Figur und die Rolle der Frau und daraus resultierend die Hinterfragung und Kritik an überkommenen Geschlechterrollen.

Hanna Nagel war Linkshänderin, die sich 1963 nach einer Armoperation auf das rechthändische Zeichnen umstellen musste. Sie hat Buchbinderin gelernt und von 1925 bis 1929 an der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe, zuletzt als Meisterschülerin in der Radierklasse von Walter Conz (1872 – 1947) studiert.

1929 zog sie nach Berlin und studierte von 1930 bis 1932 an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst u.a. bei Emil Orlik (1870 – 1932), der in ihr die „neue Kollwitz“ sah und sie stark förderte und bei Hans Meid (1883 – 1957), dessen Meisterateliers sie nutzen durfte.

In der Zeit von 1933 bis 1936 hielt sie sich oft in der Villa Massimo in Rom auf – zuerst, nachdem sie 1933 den Rompreis gewonnen hatte, dann erneut, als ihr Mann Hans Fischer (1906 – 1987) 1935 Rompreisgewinner war.

Seit 1936, als ihr erstes illustriertes Buch herausgegeben wurde, illustrierte Hanna Nagel mehr als 100 Bücher sämtlicher Genre. Im gleichen Jahr erhielt sie ein Stipendium der Albrecht-Dürer-Stiftung, 1937 den Kassel Preis und die Silbermedaille für Grafik auf der Weltausstellung in Paris.

Viele Arbeiten von Nagel galten als „entartet“, dennoch wurden ihre Arbeiten noch bis 1944 in zahlreichen Ausstellungen gezeigt. Allerdings musste sich die Künstlerin in dieser Zeit mit Kleistaufträgen als Werbegrafikerin, als anatomische Zeichnerin für Biologiebücher oder als Fabrikarbeiterin durchschlagen.

Nach 1945 konnte Nagel, trotz zahlreicher Ausstellungen, an ihren früheren Erfolg nicht wieder anknüpfen. „Ich kann nicht abstrakt malen“ wird sie zitiert: Sie leidet jahrzehntelang unter starken Schmerzen, ständiger Geldnot, und bleibt in ihrer Kunst ihrem Thema, der kritischen Sicht auf die Rolle der Frau, treu.

„So verschieden eine Frau von einem Mann ist, so verschieden sind auch die Äußerungen der Seele. Entsprechend ist Frauenkunst etwas völlig anderes als Männerkunst. Meinen Blättern soll man ansehen, daß sie von einer Frau herrühren. Es gibt ja doch nur verschwindend wenige Frauen, die künstlerisch zu einer wirklichen Aussage gelangen -einer Aussage, die so persönlich ist, daß man in der Schöpfung die Frau erkennt.“ (Hanna Nagel)

Werke