Hans Thiemann

Hans Wilhelm Fritz Thiemann (1910 – 1977) war einer der letzten Diplomanten am Bauhaus in Dessau / Berlin das er von 1930 bis 1933 besuchte. Er studierte bei Paul Klee und Wassily Kandinsky in der freien Malklasse. Mit seinen teils „abstrusen“ Bildern fand er die Beachtung der Bauhausmeister und wurde dort auch ausgestellt. Thiemann erhielt sein Diplom nur 10 Tage vor der Schließung des Bauhaus.


Nach seinem Studium, wo er auch seine Frau Elsa (geb. Franke) kennenlernte, zog Thiemann nach Berlin. Mit seinem Lehrer Wassily Kandinsky blieb er in Briefkontakt (s.a. Christian Beutler (Hg.): Zwölf Briefe von Wassily Kandinsky an Hans Thiemann 1933-1939, Westdeutsches Jahrbuch für Kunstgeschichte, Bd.XXXVIII, Köln 1976), ebenso wie er mit dem Schweizer Architekten Paul Matthias Naeff die Brieffreundschaft pflegte.
In seiner auf Grund der politischen Verhältnisse erzwungenen (inneren) Isolation litt Thiemann an Depressionen, magerte auf weniger als 50 Kilo ab (weshalb er als „völlig untauglich“ ausgemustert wurde) und lebte in äußerst bescheidenen Verhältnissen. Gelegentliche Porträt- und Landschaftsbilder im realistischen Stil (die Thiemann bewußt nicht signierte und als „seine“ Werke anerkannte), halfen, die finanziellen Nöte zu überbrücken.

 

Mit dem Ende des Krieges änderte sich seine Situation. Die Im August 1945 als erste deutsche Nachkriegsgalerie gegründete Galerie Gerd Rosen zeigte schon im September 1945 zeigte in einer Gruppenausstellung Arbeiten von Thiemann und die Kunstzeitschriften „Athena“, „Der Insulaner“ und „Ulenspiegel“ veröffentlichten seine Zeichnungen. 1946 war er dann gemeinsam mit u.a. Hannah Höch, Heinz Trökes und Mac Zimmermann in der skandalumwitterten „Fantasten Ausstellung“ in der Galerie Gerd Rosen beteiligt.

 

Thiemann ließ sich in seiner Kunst nicht festlegen. Seine fantastischen Bilder sind eigenständig, schöpfen jedoch aus der gesamten Bandbreite stilistischer Vorlagen und Inhalten. Er selbst, der sich einmal als „Ironimus Bosch“ bezeichnete, verweigerte Interpretationen und Deutungen – seine Anderswelten sollten für ihn sprechen. Wahrscheinlich war es dann auch diese Zurückhaltung, die dazu beitrug, dass Thiemann lange Zeit aus dem öffentlichen Gedächtnis der Kunstgeschichte verschwand und erst spät, im Zusammenhang mit der Geschichte des Bauhaus, wieder entdeckt wurde.
1982 wurde der noch vorhandene Nachlass von Hans Thiemann von seiner Erbin an das Bauhaus Archiv in Berlin übergeben, und seit Ende des letzten Jahrhundert für Ausstellungen immer wieder neu entdeckt und hervorgeholt.

Werke