Ludwig Meidner

Der Dichter, Grafiker und expressionistische Maler Ludwig Meidner (1884 – 1966) studierte von 1903 bis 1905 an der renommierten Königlichen Kunst- und Gewerbeschule in Breslau. 1905 zog er nach Berlin um im Atelier von Hermann Struck (1876 – 1944), dem Autor des noch heute gültigen Standardwerks „Die Kunst des Radierens“ (1908) das Radieren zu erlernen. 1906 und 1907 verbrachte Meidner in Paris an der „Academie Julian“ und der Malschule „Atelier Cormon“ und befreundete sich mit Amadeo Modigliani. Zu dieser Zeit waren Meidners Arbeiten vom Impressionismus / Postimpressionismus geprägt.

 

Zurück in Berlin hatte er 1912 als Mitglied der Gruppe „Die Pathetiker“ eine Ausstellung in der Galerie „Der Sturm“ in Berlin. Als Autor veröffentlichte Meidner bei verschiedenen expressionistischen Zeitschriften, z.B. bei “Der Feuerreiter“ und „Der Sturm“. Meidners Stil wurde expressionisisch, geprägt von Futurismus und Kubismus. Sein Thema war das hektische, von Geschwindigkeit und technologischen Erneuerungen getriebene Großstadtleben.

 

Dabei sparte er Katastrophen nicht aus: von Panik getriebene Menschen, brennende Städte, Feuersäulen am Himmel künden seine „Apokalyptischen Landschaften“. 1914 teilte sich Meidner mit dem Lyriker Ernst Wilhelm Lotz (1890 – 1914) ein Wohnatelier in Dresden. Hier entstand Meidners Mappe „Krieg“, die sich im Gegensatz zur Kriegseuphorie mit den Schrecken des Krieges auseinandersetzte.

 

Im Kriegsdienst von 1916 bis 1918 arbeitete als Dolmetscher in einem Kriegsgefangenen Lager.

 

Nach dem Krieg begann Meidners intensive Beschäftigung mit religiösen Themen, die bis an sein Lebensende anhielt. Meisdner orientierte sein Leben mehr und mehr an den religiösen Vorschriften des Judentums. Seine Kunst wurde naturalistischer, ohne an expressiver Spannung zu verlieren. Er zeichnete biblische Szenen und radierte herausragende Portraits von wichtigen Zeitgenossen und jüdischen Propheten.

 

1927 ehelichte Meidner die Malerin / Grafikerin Eles Meidner, geb. Meyer (1901 – 1987). Er nahm Abstand von der bildenden Kunst und arbeitete hauptsächlich als Feuilletonist für z.B. das „Kunstblatt“ oder den „Berliner Börsen Courier“.

 

1933 mit einem Mal- und Ausstellungsverbot belegt, begann Meidner 1935 als Zeichenlehrer an einem jüdischen Gymnasium in Köln. Seine Bilder in öffentlichen Sammlungen wurden beschlagnahmt, sein Selbstbildnis von 1912 ging in die Wanderausstellung „Entartete Kunst“, er selbst als führender Kunstjude bezeichnet. 1939 dann emigrierte die Familie Meidner nach London, wo er 1940/1941 als feindlicher Ausländer interniert wurde.

 

1953 kehrte Meidner ohne seine Ehefrau, die in London Fuß gefasst hatte, wehmütig nach Deutschland zurück. Erst lebte er in einem jüdischen Altenheim in Frankfurt/Main, dann bezog er ein Atelier in Hofheim am Taunus und 1963 nach Darmstadt, wo er 1966 auf dem jüdischen Friedhof bestattet wurde.

 

Erst Ende der 1980er Jahre wurde Ludwig Meidner als bedeutender Künstler des urbanen Expressionismus international wiederentdeckt. Meidner war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.

Werke