Wolf Kahlen

Wolf Kahlen (*1940) zählt zu den wichtigsten deutschen Pionieren der Video-Kunst. Er war 1965/66 als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes Student an der Columbia University New York, studierte am Pratt Institute in Brooklyn, wurde 1969 mit dem Villa Romana Preis (einem 1-jährigen Studienaufenthalt in Florenz) und anschließend dem Villa Massimo Preis (dito in Rom) ausgezeichnet und nahm 1977 an der documenta 6 in Kassel teil. Wolf Kahlen hatte eine Professur an der TU Berlin.

 

Doch der Reihe nach. Von 1961 bis 1964 studierte Kahlen, der 1960 kurzzeitig die Werkkunstschule Braunschweig besucht hatte, an der Hochschule der Künste in Berlin Kunstpädagogik und an der Freien Universität Berlin die Fächer Amerikanistik und Finnisch. Ebenfalls in diese Zeit fällt sein Aufenthalt als Gaststudent am Ateneum in Helsinki 1962, wo er sich in der Klasse von Aukusti Tuhka mit Grafik auseinandersetzte. In Helsinki hatte er dann 1962 auch seine erste Einzelausstellung „Zeichnungen und Grafik“ in der Galerie Torni.

 

Während seines Stipendiatenaufenthalts in den USA (1965/66) entwickelte er plastische Grundstrukturen für Raumsegmente, denen seine Ausstellung „Umbildder Rotaries“ 1966 in der Galerie des Goethe Hauses in NY gewidmet war.

 

Im Anschluss an den USA Aufenthalt begab sich Kahlen für 3 Monate nach Mexiko. Hier beschäftigte er sich mit präkolumbianischen Kulturen und der Archäologie sowie mit Foto- und Filmarbeiten. In Folge widmete er sich dem Medium „Video“, wobei er eine „deutsche / europäische“ Form entwickelte, die der amerikanischen Videokunst ebenbürtig war. So verspiegelte er z.B. in Anlehnung an die Fluxus-Bewegung die Fernsehbildröhre und transformierte damit den Betrachter zu einem Objekt des Bildinhalts.

 

Gemeinsam mit Jörn Merkert, Wolf Vostell und Christian Wagner gründete Kahlen 1971 im Neuer Berliner Kunstverein mit dem „Video Forum“ die erste Sammlung von Video-Kunst in Europa und 1973 konzipierte er mit Alan Kaprow, Wolf Vostell und anderen Künstlern die unter dem Titel ADA (Aktionen der Avantgarde) bekannten Ausstellungen, Happenings und Aktionen anlässlich der Berliner Festspiele, die 1974 ihre Fortsetzung fanden.

 

In einer alten Villa in Dahlem gründete Kahlen 1985 gemeinsam mit seinem Sohn Timo die „Ruine der Künste“, in welcher Videoinstallationen, Klangskulpturen und multimediale Exponate beheimatet sind. Wie bereits andere Künstler vor ihm (z.B. Marcel Broodthaers, Salvadore Dali, Claes Oldenburg, Daniel Spoerri, Wolf Vostell) gründete Kahlen 2005 sein „eigenes“ Künstlermuseum, das Wolf Kahlen Museum in Bernau, welches seine Arbeit als Medien-, Objekt-, Performance- und Videokünstler in einer Art Gesamtkunstwerk inszeniert.

 

Integriert ins Wolf Kahlen Museum ist das Tibet Archiv Berlin. Hintergrund ist, dass Kahlen 1973 ein Studium der Sinologie begonnen hatte. Seine Schwerpunkte wurden Tibet und China. Er bereiste die Himalaya Regionen und dokumentierte diese Reisen in der ihm eigenen künstlerischen Ausdrucksweise in Videofilmen. 1988 leitete er selbst eine international aufgestellte Tibet- / Bhutanexpedition, welche mittelalterliche Eisenkettenbrücken, Pagoden und verschollene Rituale entdeckte.

Werke