Hans Hartung

Der Avantgardist und herausragende Künstler des Informel, Hans Heinrich Ernst Hartung (1904 – 1989) begann schon in seiner Zeit als Gymnasiast in Dresden erste gegenstandslose Bilder zu malen. Nach seinem Abitur begann er aber erst einmal das Studium der Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität in seiner Heimatstadt Leipzig, bevor er 1925 mit dem Studium der Malerei an der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig begann. Später studierte er dann an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und ab 1928 in München bei dem Maler, Restaurator und späteren Gründer und Leiter der „Staatlichen Prüf- und Forschungsanstalt für Farbentechnik“ (heute: Dörner Institut) Professor Max Dörner.

Hartungs erste Ehe 1929 mit der norwegischen Künstlerin Anna-Eva Bergmann (1909-1987) war nur von kurzer Dauer und wurde auf Betreiben seiner Schwiegermutter geschieden. Allerdings heirateten sie 1957 erneut, und nun war die Ehe – jetzt ohne Intervention der Schwiegermutter – beständig bis zum Tod von Anna-Eva.

Nachdem Hartung von 1932 bis 1934 auf Menorca gelebt hatte, zog er 1935 nach Paris, wo er u.a. Alexander Calder, Wassily Kandinski, Joan Miró und Piet Mondrian kennen lernte und Ausstellungsbeteiligungen im Salon des Surindépendants hatte. Im 2. Weltkrieg kämpfte er als Mitglied der Fremdenlegion auf Seiten Frankreichs und wurde 1944 so schwer verwundet, dass er ein Bein verlor. Nach Ende des Krieges wurde er 1946 in die Ehrenlegion aufgenommen und erhielt die französische Staatsbürgerschaft.

Seine ungegenständliche Malerei, schwarze Linien vor hellem Grund, machten Hartung zu einem der wichtigsten Vertreter des Informel. Er nahm an den ersten drei documents Ausstellungen (1955, 1957, 1964) in Kassel teil und wurde 1956 als außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste in Berlin berufen. Ebenfalls 1956 wurde er mit dem „Prix Guggenheim“ ausgezeichnet, 1957 dann mit dem Rubenspreis der Stadt Siegen und 1960 mit dem Großen Preis für Malerei auf der Biennale von Venedig geehrt.

Zu diesen Auszeichnungen gesellten sich in den Folgejahren viele weitere internationale Ehrungen, sei es z.B., um nur einige zu nennen, die Berufung zum Mitglied der Académie des Beaux Arts (1977), die Verleihung des Oskar Kokoschka Preises der Republik Österreich (1981) oder die Widmung des „Hartung Saal“ in Staatsgalerie Moderne Kunst München (1982).

Hartungs informelle Malerei rührte aus einer wohl kalkulierten, expressiven Gestik, seinen Malereien liegen präzis ausgeformte Vorlagen zu Grunde, alles ist mit Bedacht geplant. In den späten 1940er und in den 1950er Jahren galt er damit als „Star“ der „Ecole de Paris“. Eine absolute Steigerung erlebte sein künstlerischer Ausdruck dann in den 1960er Jahren. Er löst sich davon, exakte Vorzeichnungen für seine Gemälde anzufertigen und beginnt statt dessen damit – teilweise mittels selbstersonnenen Hilfsmittel – die Farbe experimentell auf seine Leinwände zu schleudern.

Einige Lebensdaten:

1924 Studium der Philosophie und Kunstgeschichte, Universität Leipzig
1925 Beginn des Studium der Malerei, Hochschule für Grafik und Buchkunst Dresden
1928 Wechsel nach München zu Max Doerner
1929 1. Ehe mit Anna-Eva Bergmann
1932 – 1942 Wohnsitz auf Menorca
1935 Umzug nach Paris
1935 – 1938 Ausstellungen im Salon des Surindépendants, Paris
1939 Eintritt in die Fremdenlegion
1944 Schwere Verwundung und Verlust eines Beines
1946 Französische Staatsbürgerschaft / Aufnahme in die Ehrenlegion
1955 Teilnahme an der documenta 1 in Kassel
1956 Auszeichnung mit dem Prix Guggenheim
1956 Berufung als außerordentliches Mitglied an die Akademie der Künste Berlin
1957 erneute Eheschließung mit Anna-Eva Bergmann
1957 Verleihung des Rubenspreis der Stadt Siegen
1959 Teilnahme an der documenta II, Kassel
1960 Verleihung des „Großer Internationaler Preis der Malerei“ der Biennale Venedig
1964 Teilnahme an der documenta III, Kassel
1967 Ehrenpreis auf der VII. Internationalen Biennale der Graphik in Ljubljana (Slowenien)
1968 Ernennung zum Kommandanten der Ehrenlegion
1970 Verleihung des  Grand-Prix des Beaux-Art de la Ville de Paris
1976 „Autoportrait“ – Veröffentlichung der Lebenserinnerungen
1977 Berufung zum Mitglied der Académie des Beaux Arts
1981 Verleihung des Oskar-Kokoschka-Preis der Republik Österreich
1982 Einrichtung des Hartung Saal in der Staatsgalerie Moderne Kunst München
1984 Einrichtung des Hartung Raum im Hessischen Landesmuseum Darmstadt
1984 Verleihung des Großen Verdienstkreuz mit Stern
1989 Ernennung zum  Grand Officier der Ehrenlegion

Werke