Alfred Pohl
Stilbildend für den expressionistischen Holzschnitt der 1920er Jahre in Deutschland waren die Arbeiten von HAP Grieshaber (1909 – 1981). Alfred Pohl (1928 – 2019) und Karl Heinz Hansen-Bahia (1915 - 1978) gelten als Nachfolger, die vor allem auch durch ihre Aufenthalte in Südamerika geprägt waren und entsprechende Impulse in ihren Arbeiten aufnahmen.
Von 1947 bis 1949 studierte Alfred Pohl an der Werkkunstschule Trier, von 1954 bis 1957 besuchte er die Pädagogische Hochschule in Lüneburg, und 1960 bis 1961 die Werkkunstschule Hannover. Später, 1965 arbeitete er im Atelier von Johnny Friedlaender (1912 - 1992) in Paris. Pohl war Mitglied der Deutschen Sektion der Internationalen Vereinigung der Holzschneider, XYLON.
Alfred Pohl lebte und arbeitete vor allem in Göttingen. Hier war er von 1963 bis 1967 Assistenz für Kunsterziehung an der Pädagogischen Hochschule und seit 1974 als Kunsterzieher tätig. Seine prägenden Aufenthalte in Lateinamerika waren von 1967 bis 1970 als Leher am Colegio Peruano-Aleman in Lima (Peru) und von 1972 bis 1974 als Mitglied der „mision pedagogica“ im kolumbianischen Erziehungsministerium in Bogotá.
Arbeiten von Alfred Pohl befinden sich u.a. im Museum of Modern Art, New York, im New Jersey State Museum (Philadelphia/USA), im Macedonian Center of Contempory Art (Thessaloniki/Griechenland), in der Sammlung des Deutschen Bundestag, der Totentanz-Sammlung der Universitätsbibliothek Düsseöldorf, der New York Public Library in New York und in vielen weiteren Stätten in In- und Ausland.
Technisch nutze Alfred Pohl in seinen mehrfarbigen Holzschnitten meist das Prinzip der „verlorenen Platte“. Dabei wird aus einem einzigen Drucksock Schritt für Schritt das Kunstwerk gedruckt. Im ersten Schritt dabei die Teile des Drucks, die weiss bleiben sollen. Anschließend wird mit dem Druckstock die erste Farbe gedruckt – was ausgeschnitten war bleibt weiß, der Rest ist sozusagen grundiert mit der ersten Farbe.
In den weiteren Schritten werden jeweils Flächen weggeschnitten, die in der zuvor gedruckten Farbe erscheinen sollen. Wenn z.B. ein Blatt mit den Farben Gelb, Rot, Braun, Schwarz (in dieser Reihenfolge) in der Auflage von 10 Exemplaren gedruckt werden soll, würde im ersten Schritt alles aus dem Druckstock weggeschnitten, was weiss bleiben soll. Dann wird die erste Farbe, Gelb, 10 mal gedruckt. Anschließend wird im Druckstock alles entfernt, was im Bild Gelb sein soll. Daraufhin wird auf die bereits bedruckten Blätter die Farbe Rot gedruckt. Im Anschluss entfernt der Bildhauer alles, was im Bild Rot sein soll und druckt die Farbe Braun. Zuletzt wird auch was Braun bleiben soll aus dem Druckstock entfernt, und es wird Schwarz gedruckt. Die Platte ist „verloren“, weil der Ablauf nicht mehr rückgängig gemacht werden kann und am Ende des Prozesses nur ein Druckstock übrig bleibt, bei dem fast alles weggeschnitten ist.