Otto Pankok

In seiner Bilderwelt zeigt Otto Pankok (1893 – 1966) häufig „bedrohliche“ Situationen befasst, seien es Menschen am Rand der Gesellschaft, Verfolgte, Leidende, seien es Landschaften oder Tiere, die sich den Naturgewalten unterwerfen. Pankok, der ein zahlreiche Druckgrafiken und oft monochrome, großformatige Kohlebilder geschaffen hat, wird allgemein dem expressiven Realismus zugeordnet.

 

Pankok hat während der Regierungszeit der Nationalsozialisten persönlich und in seinem Freundeskreis Verfolgung, Unterdrückung und Ausgestoßen sein erlebt. So wurde z.B. sein zwischen 1931 und 1934 entstandener Bilderzyklus „Passion“, in welchem er neben den Erfahrungen der mit ihm befreundeten Sinti auch die Folterungen an seinem Malerfreund Karl Schwesig reflektierte, zwar gedruckt, dann jedoch noch vor dem Verkauf eingezogen und vernichtet. Sein 1936 entstandener Zyklus „Jüdisches Schicksal“ gelangte gar nicht erst an die Öffentlichkeit – vielmehr wurde er mit einem Arbeits- und Malverbot belegt.

 

In den Jahren zwischen 1935 und 1946 ist Pankok, getrieben wohl von der Furcht „aufzufallen“, häufig umgezogen. Er befand sich in einem Zustand der „inneren Emigration“, die ihn dazu trieb, immer entlegenere Wohnorte zu wählen. Schließlich waren 1937 seine Arbeiten in öffentlichen Museen beschlagnahmt worden, und in der Ausstellung „Entartete Kunst“ war er prominent mit 3 Druckgrafiken vertreten.

 

Erst 1946 verließ Pankok sein letztes Refugium, ein runtergekommenes „Ferienhaus“ in der Nähe eines aufgelassenen Steinbruchs in Pesch, und kehrte nach Düsseldorf zurück. Dort wurde er 1947 an die Kunstakademie berufen, wo er Zeichnen und Grafik lehrte. Zu seinen Schülern gehörten neben vielen anderen auch Günter Grass, Werner Persy, Günther Uecker und Herbert Zangs.

 

Einige Lebensdaten:
1912 Abitur am staatlichen „Königlichen Gymnasium mit Realgymnasium“ in Mülheim / Ruhr
1913 – 1914 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf und der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für bildende Kunst in Weimar
1914 Abbruch des Studiums und Umzug mit dem Künstlerfreund Carl Lohse nach Dötlingen (nord. Künstlerkolonie); dort Erwerb einer Bauernkate, die er nach Erhalt des Stellungsbefehls an Arme im Dorf verschenkte
1914 Kohlezeichnung „Schwangere Frau“
1914 - 1917 Militärdienst
1915 Pankok wird verschüttet und nach langen Lazarett-Aufenthalten 1917 aus dem Kriegsdienst entlassen
1919 Umzug nach Düsseldorf, Mitglied in der Künstlergruppe „Junges Rheinland“; enge Freundschaft mit Otto Dix und Gert Heinrich Wollheim
1921 Heirat der Journalistin Hulda Droste
1931 Pankok freundet sich mit den Bewohnern (Sinti) der „wilden Siedlung“ in Düsseldorf Heinefeld an und entdeckt deren Lebenswelt als sein künstlerisches Thema
1931 – 1934 „Passion“ – Zyklus mit 60 Zeichnungen, die zwar gedruckt, dann jedoch eingezogen wurden
1935 Beginn einer „Inneren Migration“, Rückzug ins Münsterland nach Haus Langen
1936 Zeichenzyklus „Jüdisches Schicksal“
1936 Arbeitsverbot (auch für seine Frau Hulda
1936 – 1946 mehrere Ortswechsel (Gildehaus – Bokeloh – Iversheim – Pesch)
1937 Beschlagnahmung seiner Werke in deutschen Museen; Ausstellung „Entartete Kunst“
1946 Rückkehr in sein Haus in Düsseldorf
1947 Aufnahme in die Deutsche Akademie der Künste
1948 Professur an die Kunstakademie Düsseldorf für die Zeichnen und Grafikklasse
1950 Holzschnitt „Christus zerbricht das Gewehr“
1953 Grafik Preis der Biennale in Sao Paulo
1958 Beendigung der Lehrtätigkeit, Umzug nach Haus Esselt bei Drevenack


1997 Günter Grass (Schüler von Pankok) stiftet den Otto-Pankok-Preis in Lübeck
2014 Ehrung, gemeinsam mit seiner Frau Hulda, als „Gerechter unter den Völkern“ durch Yad Vashem (die israelische Holocaust-Gedenkstätte)

Werke