zolper 145

Die Ausstellung KAIN des Kölner Künstlers Heinz Zolper zeigt Arbeiten aus seiner neuesten Werkserie, in denen er sich mit dem Thema Täter, Opfer, Brudermord auseinandersetzt. Bei seinen insgesamt 18 Leinwänden mit dem Titel "Kain" verwendet Zolper assoziativ ausgewählte Vorlagen von bereits vorhandenen, gegenständlich gemalten Geschichten. Deren Darstellungen von Mythologien, christlichen Erzählungen oder auch einfachen Straßen- und Alltagsszenen nutzt er als Präfigurationen, die er dann manipuliert, übermalt und mit neuen Elementen und Bildern erweitert. Dennoch und trotz der „Zerstörung“ und Nutzung der historischen Gemälde bleibt zwischen den Bildvorlagen und der Kunst von Heinz Zolper die Verwandtschaft im Geist der Malerei erhalten.

 

Heinz Zolper bemächtigt sich seiner Vorlagen auf digitalem Weg. Mittels Vergrößerungen monumentalisiert er die Vorlagen und zerlegt sie beim nachfolgenden Kopieren und Drucken in kleine Bildflächen und Formate. Anschließend fügt Zolper die Kopien mehr oder weniger sorgsam zusammen und schafft damit den Malgrund für seine weitere Bearbeitung der Lein-wände. So entstehen aus den alten Geschichten neue, gegenwärtige Geschichten; eine „bricolage“ im Sinne von Lévi-Strauss und ein aktueller >Bilderstreit< um das Menschsein, das Malersein im gegenwärtigen Jetzt.

zolper 172

 

Sechs Arbeiten in Mischtechnik und als Pastellzeichnungen auf Gummi hat Heinz Zolper mit "Abel" betitelt, eine siebte, in gleicher Technik entstandene Arbeit trägt den Titel "all good". Der schwarze Grundton des Gummis mit den aufgesetzten Lichtpunkten vermittelt eine eigen-artig ambivalente Nachtstimmung. Trotz der zum Teil strengen, formalen Bearbeitung des Bildraumes bleibt das Dargestellte geheimnisvoll und unergründlich. Als Figur erscheint einzig die Dame als das typische Signet von Heinz Zolper. Die Geschichte von ´Kain und Abel` oder von Abel als Opfer wird nicht gezeigt. Der männliche Part erscheint nur sehr hintergründig in mehr oder weniger ausformulierten Phallussymbolen. Ist hier Abel gemeint? Oder doch wieder Kain?

zolper 143 

Während die ´Kain-Arbeiten` die Dekonstruktion der Malerei und der Bildgeschichte vom Brudermord thematisieren und eine Neuinterpretation aufzeigen, zeugen die 7 Arbeiten auf schwarzem Gummi von einer behutsamen und doch äußerst kraftvollen Bildsuche >in dunkler Nacht<.

 

Gemalte Bildgeschichten dienen stets als Modelle von Wirklichkeit für das kulturelle Ge-dächtnis aber auch für das Unsagbare, Verdrängte und Vergessene. Der skandalöse Bruder-mord, der bis heute Realität ist, wird verschwiegen bzw. verschwindet in einer globalen Ethik des Desinteresses. „Es ist das bewusste Schweigen davon, dass der Erlkönig unter uns ist“, so Peter Sloterdijk.

zolper 117

 

Die Malerei von Heinz Zolper gemahnt daran, das Feld des Desinteresses endlich zu verlassen und nicht länger vor der Gewalt, die die Menschheit von Anbeginn begleitet, die Augen zu verschließen. Die Gewalt steht am Anfang, sie ist ursprünglich. Kain muss leben, der Künstler muss malen.

Abb.: Heinz Zolper aus der Werkserie KAIN; die Titel, v.o.n.u.: Kain XXIIII, 2018; Kain I, 2018; Abel, 2018; all good, 2017; für alle sämtliche Abbildungen © Heinz Zolper/VG Bild Kunst, Bonn, 2018