Am 6. September eröffnet die Galerie Pamme-Vogelsang unter dem Titel „Überall Schlangen“ die vierte Einzelausstellung des belgischen Künstlers Vadim Vosters. Die Installation mit der Arbeit gordijn steht im Zentrum der Ausstellung. Daneben zeigen wir eine Werkgruppe mit Papierarbeiten, in denen sich der Künstler mit dem Motiv der Schlange in allen Kulturen auseinander setzt.
Die Arbeit gordijn ist ein aus zahllosen Diapositiven bestehendes Gewebe, das, einem Vorhang vergleichbar, in der Galerie installiert ist. Die einzelnen Diapositive sind an ihren Rändern beschnitten und zeigen kunst- und kulturhistorische Motive, wie sie in kunstwissenschaftlichen Seminaren genutzt wurden. Jedes Diapositiv steht für ein persönlichkeits- und gesellschaftsbildendes Genom, zusammen bilden die Motive eine ´Haut` die zum Träger vererbten Kulturgutes wird.
Diese Arbeit hat durch die Beleuchtung von fünf Diaprojektoren eine starke Fern- und Nahwirkung. Je nach Standort des Betrachters ändert sich die Wahrnehmung von einer abstrakten, transluziden Membran hin zu einer >schuppigen Epidermis<, die mit wechselndem Lichteinfall einem ständigen Veränderungsprozess unterliegt.
Angelpunkt im Werk von Vadim Vosters ist die Frage nach der Wirkmacht von Kunst. Unmittelbar damit verbunden ist die Klärung nicht nur seines eigenen Standortes, sondern auch die Standortveränderung des Betrachters. Vosters inszeniert in seinen Werken Raumerlebnisse, die bekannte Grenzen verschieben und neue, unbekannte Perspektiven eröffnen. Dabei bleibt seine Nähe zur Kunst des Barock unverkennbar.
In seinen aktuellen Papierarbeiten weitet Vadim Vosters den Blick und verhandelt die überlieferten Schlangenmythen längst vergangener Kulturen. Die mit Diapositiven, Ölfarbe und Phosphorfarbe überarbeiteten Drucke zeigen z.B. das Bild der ´Medgardschlange`, die die Welt umschließt oder die kreisrunde Schlange ´Ourboros`, die sich selbst in den Schwanz beißt. Die Geschichte der Schlange ´Naga` (indianischer Mythos) und die der Schlange ´Tiamat` (Mesopotanien) verbindet Vosters mit Zitaten eigener malerischer Bilderfindungen.
All diese Geschichten haben sich in die >Haut< der Menschheitsgeschichte eingeschrieben. Diesen Gedanken verdichtet der Künstler mit aufgesetzten Diapositiven, die, einer >DNA< vergleichbar, Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet
Angelpunkt im Werk von Vosters ist die Frage nach der Wirkmacht von Bildern und sein stupendes Nachfragen über das Wesen und die Wahrnehmung der Malerei. Dabei experimentiert er mit Bildthemen, Formen und Techniken um neue Antworten auf die essentiellen Fragen an die Kunst und das Leinwandbild zu finden. Das Licht, das „Blut der Malerei“, so Vosters, ist ihm dabei Medium und Botschaft zugleich.
Am Sonntag, 27. Oktober 2019, findet um 12 Uhr das Künstlergespräch statt.
Vadim Vosters (* 1979) lebt und arbeitet in Brüssel. Er studierte an der Academie de Lei (Leuven), der Academie Sint-Lucas (Gent), Kurvataide Academie (Helsinki) und der Academie „Mixed Media“ in Gent. Seit 2001 beteiligt er sich mit seinen Gemälden, Photographien, (Licht-) Installationen und Performances an Gruppenausstellungen in Belgien, der Niederlande, Luxemburg, Deutschland, Japan und den USA. Arbeiten von Vadim Vosters befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen.
Abb.: Detail aus der Installation "gordijn"