Aua – das tat weh und galt als Akt von „Kulturbanausen“ (Menschen, denen ein Mangel an Intellekt, Feingefühl oder Bildung unterstellt wird). 2016 hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG der Stadt Leverkusen empfohlen, das Museum Schloss Morsbroich zu schließen und die Kunstsammlung zu verkaufen.
Als „Bestes Ausstellungsprogramm in NRW 2015“ hatte die WamS das Museumsprogramm beurteilt. 2009 wurde das Museum Morsbroich vom Internationalen Kunstkritikerverband (AICA) zum „Museum des Jahres in Deutschland“ gewählt. Und jetzt sollten vom Wirtschaftsprüfer aufgezeigte "Optimierungspotenziale der KulturStadtLev" das Ende dieses musealen Kleinods einläuten.
Beim Verkauf der Sammlung wäre sicherlich viel Geld ins Stadtsäckel geflossen, da das Museum in den Sammlungsgebieten analytische Malerei, Nouveau Réalisme, Op-Art, kinetische Kunst und Monochromie hochkarätig besetzt ist und außerdem große Konvolute von zeitgenössischen Künstlern wie Georg Baselitz, Blinky Palermo, Gerhard Richter, Fred Sandback und Markus Oehlen besitzt.
Zu unserem Glück wurde die „Optimierungsidee“ der KPMG nicht umgesetzt. Der „Museumsverein Morsbroich e.V.“ hat die Schließungspläne umgemünzt und ein Entwicklungskonzept zum Gesamtensemble um Schloss Morsbroich erarbeitet. Dieses Konzept wurde vom Rat der Stadt Leverkusen beschlossen und seitdem in einem offenen und öffentlichen Planungs- und Transformationsprozess sukzessive umgesetzt.
Deshalb können wir am 6. November zum Schloss Morsbroich und ins Museum fahren. Dort zeigt die Kunstsammlung die Ausstellung „Das Ensemble schreibt das Stück. 70 Jahre heute“. „70 Jahre heute“ nimmt Bezug darauf, dass vor 70 Jahren, 1951, Morsbroich als erste Nachkriegs-Neugründung eines Museums für Gegenwartskunst in der BRD aus der Taufe gehoben wurde.
„Das Ensemble schreibt das Stück“ beschreibt die Entstehung der Ausstellung. Der neue Museumsdirektor Jörg van den Berg hatte sämtliche Museumsmitarbeiter aufgerufen, in einem nach Seniorität geordneten Prozess ihre Lieblingsstücke zu benennen. Dabei, da gerade erst ins Team gekommen, stand der neue Direktor an letzter Stelle. So haben nicht ein Kurator, sondern das gesamte Mitarbeiterteam die auszustellenden Werke aus der Museumssammlung zusammengestellt.
Wir wollen uns das Ergebnis dieser kollektiven Kunstauswahl ansehen, darunter Arbeiten von u.a.:
Getulio Alviani, Joachim Bandau, Ursula Burghardt, Michael Buthe, Alexander Calder, Lucio Fontana, Gotthard Graubner, Rainer Gross, Katharina Grosse, Erwin Heerich, Barbara Hepworth, Jürgen Klauke, Yves Klein, Imi Knoebel, Maria Lassnig, Adolph Luther, François Morellet, Robert Motherwell, Blinky Palermo, Pablo Picasso, Otto Piene, Arnulf Rainer, Gerhard Richter, Dieter Roth, Oskar Schlemmer, Sarah Schumann, Walter Stöhrer, Gert & Uwe Tobias, Cy Twombly und Andy Warhol.
Exkursionstermin: 6 November 2021, mit Ausstellungsführung gegen 15 Uhr; bitte melden Sie sich zur Teilnahme an der Exkursion unter Tel. 0171-86 31 823 oder per Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! an. Dann gibt’s auch sämtliche Details zu Beginn, Treffpunkt und Dauer.
Abb.: Moursbroich Kirspels Rath Bergischen Ambts Miseloh. Ausschnitt aus dem Plan des Landmessers Franz Ehmans von 1762, Gemeinfrei; Water Island, Museum Morsbroich, 2010, Foto: Jeppe Hein, CC ASA 4.0; Schloss Morsbroich - Furt und Wasserfall im englischen Garten, Foto: Frank Vincentz; CC ASA 4.0; Blinky Palermo, Auto, 1972, Collage, 36 x 53 cm; Getulio Alviani, Design III a, 1971, Siebdruck, 51 x 50 cm
Schloss Morsbroich, Leverkusen, 2016, Foto Jeppe Hein, CC ASA 4.0
Water Island, Museum Morsbroich, 2010, Foto: Jeppe Hein, CC ASA 4.0